Zwa im Brödla #65

„Der Schadt-Komplex, ein B-Promi packt zamm“ – so heißt das aktuelle Programm von Andreas Leopold Schadt und dem Autoren Roland Spranger. Es erzählt mit der nötigen Unernsthaftigkeit aus dem Leben eines ehemaligen Tatort-Kommissars, der die Dinge nicht anders sieht, sondern genau so, wie sie sind. Wie sie sich die Menschen nur vage vorstellen können. Begleiten Sie einen B-Promi durch den Sumpf des wirklichen Lebens.

Verzweifelte Schauspieler auf der Karriereleiter tun seltsame Dinge. Sie halten Monologe vor dem Spiegel. Andere klettern auf das Dach einer verlassenen Theaterschule, lassen sich im Sturm den letzten Stolz aus den Haaren wehen und überlegen, ob ein You-Tube-Channel der letzte Ausweg ist. Punk im Herzen, Verzweiflung im Kopf, aber immer eine Pointe auf den Lippen. Sie schreiben Briefe an Menschen, die nie antworten werden.

Fest davon überzeugt, dass eine skurrile Anekdote über die eigene Tante in Los Angeles die Hollywood-Karriere fördert, obwohl du genau weißt, dass du als Deutscher immer erst Mal einen Nazi spielst. Ja, ich hab da eine Tante. Das ist nicht mal gelogen. Die USA waren ja mal das Land er unbegrenzten Möglichkeiten – das hat aber auch stark nachgelassen.

Ich hab mal einen Brief an Quentin Tarantino geschrieben. Glauben Sie nicht? Zufällig hab ich ihn dabei. “Dear Quentin Tarantino, I only wanna let you know, that my aunt and my uncle live in Los Angeles. So if you need a German actor without a German accent you can book me and I will rest in L.A. for free.”

Oh, jetzt krieg ich von der Regie gerade auf ’s Ohr, dass die Untertitel ausgefallen sind. Dann übersetz’ ich das kurz:

„Lieber Quentin Tarantino, ich möchte Sie nur wissen lassen, dass meine Tante und mein Onkel in Los Angeles leben. Also das stimmt wirklich, aber zugegeben – (beim nächsten Satz wird es in mehrfacher Hinsicht schwierig) falls Sie also einen deutschen Schauspieler ohne deutschen Akzent brauchen, können Sie mich buchen, und ich werde umsonst in L.A. rasten… oder wie sagt man: verweilen.”

Ich geb’s zu: Meine Tante und mein Onkel wussten von diesem Brief nichts, aber ich muss euch jetzt wahrscheinlich nichts über die Mietpreise in L.A. sagen. Das ist ungefähr wie in Erlangen. Wahrscheinlich hätte ich einen Platz unter der Treppe gekriegt wie Harry Potter. Das wäre dann aber auch wieder irgendwie romantisch, wenn der alternde Hollywood-Star Andreas Leopold Schadt auf die Anfänge seiner Karriere zurückschaut.

Das größere Problem steckt in der Formulierung “If you need a German actor without German accent.“ Ohne deutschen Akzent ist ja nicht mal gelogen. Ich sprech’ ja Fränkisch, und das unterscheidet sich ja in Aussprache und Rhythmus vom Hochdeutschen. Und ich hab auch Sprachgefühl wie Lothar Matthäus: “I hope we have a little bit lucky.” “I look not back, I look in front.”

Aber wer will denn schon einen deutschen Schauspieler ohne einen deutschen Akzent? Keiner. Wir werden ja immer als Nazis besetzt, und dann ist es grad gut, wenn du als Bio-Deutscher zu erkennen bist. Bei Inglorious Bastards. Bei Indiana Jones. Bei James Bond. Da muss man auch mal klar feststellen: Die globale Sicht auf uns ist nicht so gut wie unsere Selbstwahrnehmung als achtsame Mitteleuropäer mit veganer Ernährung und Hybrid-Auto. Und schwarze Uniformen stehen mir genauso gut wie grüne Trainingsanzüge. Wär halt weniger lebensbejahend.

Und so geht’s weiter in dem Brief an Quentin Tarantino: “I am a big fan of your movies and I always say to my friends and my family, that my biggest dream in acting is playing a role in a Tarantino movie.” Das ist halt des Eingschleime, und vielleicht hätte ich mir das sparen sollen, weil er hat ja nie geantwortet. Und dann dachte ich mir, jetzt baust noch was Menschliches ein, was Außergewöhnliches: “And I dreamt twice that I met you on a movie set and we shook hands. But you were the caterer and I was the production driver. Very funny dream but also very realistic.”

„Und ich träumte zweimal davon, dass ich Sie …” oder doch DU? … würde ich Quentin Tarantino duzen? Aber die Amis kennen ja den Unterschied nicht… „Ich hab zweimal davon geträumt, dass ich dich auf einem Filmset treffe, und wir schütteln uns die Hände. Aber du bist der Caterer (also der Typ, der die Hamburger liefert) und ich ein Produktionsfahrer, der die Regisseurin, die Schauspieler und andere wichtige Leute durch die Gegend chauffiert. Lustiger Traum, aber auch sehr realistisch.”

Von dem Traum bin ich bis heute nicht enttäuscht. Quentin Tarantino hat allerdings auch nie geantwortet. Vielleicht hat er den Brief nie gekriegt. Oder er fand’s blöd, dass er Schauspieler mit Essen versorgen muss… aber einer muss es ja machen. Wild Burger Medium mit Trüffel-Majo oder die vegane Alternative auf Erbsenbasis.

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