Buchempfehlung: Jan Weiler – Munk #65

Von Martin Vögele von der Buchhandlung Riemann

„Jan Weiler ist einer der interessantesten Autoren der deutschen Gegenwartsliteratur.“ Denis Scheck

Als Peter Munk nach einem Herzinfarkt im Züricher Universitätsspital gefragt wird, wer benachrichtig werden müsse, wird ihm klar, dass er keine wirklich guten Freunde hat. Obschon kein Einzelgänger, pflegt er keine engen Beziehungen. Als bedeutender Architekt mit großem Renommee ist er Partner eines international agierenden Architekturbüros in Freiburg. Bei seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist er angesehen und durchaus beliebt. Allein in zwischenmenschlichen Beziehungen hatte er bislang wenig Erfolg.

Nach seinem Krankenhausaufenthalt begibt sich Munk zur Reha in das noble Mönchhof-Resort, ein 5-Sterne- Hotel im Schwarzwald, dem eine klinische Abteilung angegliedert ist. Bestandteil der Reha-Maßnahmen ist ein Gespräch mit einem Psychologen, da auch psychotherapeutische Gespräche der Genesung dienlich sind. Dieser möchte etwas über den Menschen Peter Munk erfahren, worauf Munk feststellt, dass er sich selbst gar nicht so gut kennt. So trägt der Therapeut ihm auf, sich über die wichtigsten Personen seines Lebens Gedanken zu machen.

Eigentlich müsste Munks Vater Hermann auf dieser Liste ganz oben stehen. Da er aber zeitlebens ein schwieriges Verhältnis zu diesem hatte, verweigert er ihm die Ehre eines Listenplatzes. Stattdessen notiert er ausschließlich die Frauen, mit denen er zusammen war und beginnt, sich intensiv mit seinem bisherigen Liebesleben auseinanderzusetzen. Er hofft, durch diese ganz besondere Rückschau auf sein Leben Erkenntnisse über sich selbst zu gewinnen.

Und so begleiten wir Munk bei seinen unterhaltsamen und von melancholischem Humor durchdrungenen Erinnerungen an die sehr unterschiedlichen Frauen seines Lebens. Dabei wird auch immer wieder die problematische Beziehung zu seinem bigotten Vater thematisiert und den langen Schatten, den dieser in Munks Leben geworfen hat.

Ergänzt wird diese Rückschau durch höchst vergnügliche Beschreibungen der anderen Rekonvaleszenten im Hotel. Diese sind mehrheitlich ausgebrannte Wirtschaftsbosse, die ihrem Lebenswandel Tribut zollen müssen und sich mit Aufzählungen ihrer beruflichen Erfolge gegenseitig zu überbieten suchen.

Tatsächlich tut Munk die Rückschau auf sein Leben gut und hilft ihm, sich über vieles klar zu werden. Was ihm aber wirklich zeitlebens fehlte, wird ihm erst im Abschlussgespräch mit dem Psychologen bewusst: Da fällt ihm eine Begebenheit ein, die er am Tag seines Herzinfarktes im Zug erlebt hat und die ihn – und mich als Leser – tief berührte. „Munk“ ist ein äußerst lesenswerter, unterhaltsamer und feiner Roman mit Humor und Tiefgang. Ein wahres Lesevergnügen!

INHALTSANGABE

Erfolgreich und allein – so steht der Architekt Peter Munk mit 51 Jahren da. Beziehungsweise liegt da, mit einem Herzinfarkt auf der Rolltreppe in der dritten Etage eines Kaufhauses. Er überlebt, doch es gibt niemanden, den er vom Krankenhaus aus benachrichtigen möchte. In der Rehaklinik trägt sein Therapeut ihm auf, in seiner Selbsterforschung bei den Menschen zu beginnen, die ihn zu dem Mann gemacht haben, der er ist. Und so blickt Peter Munk erstmals auf die dreizehn Frauen seines Lebens und auf die Lektion, die er von jeder einzelnen gelernt hat. Mit überraschendem Ausgang.

JAN WEILER, …

… 1967 in Düsseldorf geboren, ist Journalist und Schriftsteller. Sein erstes Buch „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ gilt als eines der erfolgreichsten Debüts der letzten Jahrzehnte. Es folgten unter anderem „Antonio im Wunderland“, „Mein Leben als Mensch“, „Das Pubertier“, „Die Ältern“ und die Kriminalromane um den überforderten Kommissar Martin Kühn. Neben seinen Romanen verfasst Jan Weiler zudem Kolumnen, Drehbücher, Original-Hörspiele und Hörbücher, die er auch selbst spricht. Zuletzt erschienen „Der Markisenmann“ (2022) und „Älternzeit“ (2023). Jan Weiler lebt in München und Umbrien.

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