Kultouren: Annecy #65

Ein Fest für die Sinne

Reisen allein, zu zweit, als Familie mit Kindern, „die schon aus dem Gröbsten“ raus sind, mit Freunden. Regionen in Europa, die mit dem Auto, per Bahn, mit dem Bus (oder dem Flugzeug) in ein paar Stunden erreichbar sind. Ziele für Menschen, die etwas sehen und erleben wollen, die interessiert sind an Kultur, Land und Leuten, an Natur, Bergen, Seen, Flüssen und Meer, gerne verbunden mit Bewegung an der frischen Luft und manchmal auch mit ein bisschen kalkuliertem Abenteuer. Das sind unsere COBURGER-Kultouren. In jedem Magazin eine. Mit vielen Bildern, die Lust aufs Fortfahren machen, und mit ein paar wenigen persönlichen Eindrücken, wenn Sie dieser Lust erliegen. Unser Tipp: Selbst auf Entdeckungsreise gehen.

ANNECY

Wir machen uns dieses Mal auf den Weg in den Osten Frankreichs, immer an Gebirgen entlang, nach Hochsavoyen, in das vielgerühmte Annecy, das „Venedig der Alpen“, wie es auch genannt wird. Die erste Begegnung mit der Stadt ist wie der erste Bissen eines lange ersehnten Gerichts – die Augen weiten sich, die Sinne werden geschärft. Da liegt er, der glitzernde Lac d’Annecy, eingerahmt von schroffen Bergen und gesäumt von einer Promenade, auf der Menschen flanieren, Paare Hand in Hand spazieren und der Duft von frisch gebackenem Brot und Kaffee in der Luft schwebt. Die Altstadt selbst scheint wie aus einem Märchenbuch zu stammen: enge Gassen, alte Steinhäuser mit bunten Fensterläden und überall kleine Kanäle. Das Wasser ist wirklich allgegenwärtig – es fließt, sprudelt und spiegelt sich in den unzähligen Brücken und Durchgängen wider, als wäre es das Herz der Stadt.

Das Leben spielt sich im Freien ab. Die Menschen lachen, sitzen auf den sonnenbeschienenen Plätzen und genießen die warme Brise, die vom See herüberweht. Die Atmosphäre ist unverkennbar französisch und doch auch anders: Nicht so hektisch wie in Paris, nicht so mondän wie an der Côte d’Azur. Annecy strahlt Gelassenheit aus, ein bisschen wie ein versteckter Schatz, den nur diejenigen finden, die sich die Zeit nehmen, innezuhalten. Wer sich in die verwinkelten Gassen begibt, entdeckt hinter jeder Ecke eine neue Überraschung. Kleine Boutiquen, die handgefertigte Seifen oder regionale Delikatessen anbieten, Cafés, in denen man bei einem Glas Wein oder einem frisch gebrühten Kaffee verweilen kann. Und dann sind da die Märkte, wo sich die Farben von Obst und Gemüse mit den Düften von Kräutern, Käse und frisch gebackenem Baguette mischen – ein Fest für die Sinne. Das aber wissen mittlerweile viele Touristen aus Nah und Fern, deswegen ein kleiner Tipp: Wer übermäßige Menschenmassen vermeiden möchte, sollte besser nicht zur Hauptsaison kommen. Dann ist die Stadt besonders lebendig und manchmal etwas überfüllt. Auch da nimmt man sich nicht viel mit Venedig.

EIN STADTBUMMEL

Die wahre Kunst in Annecy ist jedoch, sich treiben zu lassen – im wahrsten Sinne des Wortes. Wer sich ohne Ziel in die verwinkelten Gassen begibt, wird immer wieder mit Überraschungen belohnt. Mal entdeckt man eine kleine, versteckte Bäckerei, die den besten „Pain au Chocolat“ der Region verspricht, mal ein charmantes Café, das zum Verweilen einlädt. Und dann, plötzlich, steht man vor dem „Palais de l’Isle“, einem beeindruckenden mittelalterlichen Bau, der wie ein kleines Schloss mitten in einem Kanal thront. Dieser Ort ist wohl das meistfotografierte Motiv der Stadt, und das aus gutem Grund. Es ist, als habe die Zeit beschlossen, in Annecy einfach mal eine Pause einzulegen.

Doch Annecy ist weit mehr als nur ein hübsches Postkartenmotiv. Die Stadt hat Geschichte, und die spürt man an jeder Ecke. Von den alten Stadtmauern bis hin zum „Château d’Annecy“, das majestätisch über der Altstadt thront, erzählt jeder Stein von Jahrhunderten, in denen Annecy immer wieder im Spannungsfeld zwischen Frankreich und der Schweiz stand. Heute hat die Stadt ihre eigene Identität gefunden – eine
entspannte, elegante und doch bodenständige Lebensart, die man sofort spürt, sobald man ankommt. Und dann ist da noch das kulinarische Annecy. Hier, zwischen den historischen Fassaden, findet man kleine Restaurants, die die Region auf den Teller bringen: Von deftigen Käsespezialitäten wie dem berühmten „Tartiflette“ bis hin zu frischen Produkten, die auf den Wochenmärkten angeboten werden – Annecy ist ein Fest für die Sinne.

EIN SPANNENDER AUSFLUG

Die Gorges du Fier, nur etwa zehn Kilometer von Annecy entfernt, ist eine Schlucht, die der Fluss Fier über Jahrtausendein den Fels geschnitten hat, ein wahres Naturwunder. Ein gut gesicherter Steg führt die Besucher entlang der steilen Felswände, oft nur wenige Meter über dem reißenden Wasser. Man blickt in die Tiefe und spürt die Urkraft der Natur, die hier Felsen geformt und bizarre, beinahe skulpturale Gebilde geschaffen hat. Die Wanderung entlang der Gorges du Fier ist zwar kein sportliches Abenteuer, dafür aber ein sinnliches Erlebnis. Die Geräusche des tosenden Wassers hallen in den Ohren, während das Licht der Sonne durch die schmalen Felswände flackert. An manchen Stellen sind die Wände so nah beieinander, dass es wirkt, als könne man beide Seiten gleichzeitig mit den Händen berühren.

Am Ende der Schlucht öffnet sich der Weg zu einem beeindruckenden Panorama, das den Fluss und die umliegende Landschaft in ihrer ganzen Pracht zeigt. Ein Ausflug hierher ist eine faszinierende Mischung aus Abenteuer und Naturgenuss – perfekt, um die Schönheit der Region Annecy in all ihren Facetten zu erleben.

EIN „HOCHGENUSS“

Ein Ausflug von Annecy nach Chamonix, dem legendären Bergdorf am Fuß des Mont Blanc, ist ein absolutes Muss für Naturliebhaber und Abenteuerlustige. Die gut einstündige Fahrt führt durch atemberaubende Landschaften, vorbei an dichten Wäldern und schroffen Bergmassiven, bis man schließlich das charmante Chamonix erreicht. Hier, inmitten der gewaltigen Alpenkulisse, thront der Mont Blanc majestätisch über allem und verleiht der Szenerie eine fast ehrfurchtsvolle Atmosphäre.

Chamonix ist bekannt als Mekka für Bergsteiger und Skifahrer, doch auch im Sommer hat das Dorf viel zu bieten. Eine der größten Attraktionen ist die Seilbahn zur Aiguille du Midi. Mit schwindelerregendem Tempo geht es hinauf auf über 3.800 Meter Höhe, wo sich ein atemberaubender Blick auf das Mont-Blanc-Massiv und die umliegenden Gipfel bietet. Der Ausblick ist einfach spektakulär – schneebedeckte Berge, tiefblaue Gletscher und die scheinbar unendliche Weite der Alpen. Für Wanderer gibt es zahlreiche Pfade, die sich rund um Chamonix erstrecken, von gemütlichen Spaziergängen bis hin zu anspruchsvollen Bergtouren.

EIN LEBEN AM SEE

Das Leben am Lac d’Annecy ist ein ständiges Eintauchen in die Natur – im wahrsten Sinne des Wortes. Der See, einer der saubersten Europas, lädt an seinen vielen Badestränden zum Verweilen und Schwimmen ein. Die Menschen legen ihre Handtücher auf die weichen Wiesen oder feinen Kiesstrände und lassen den Alltag hinter sich. Das klare, türkisfarbene Wasser wirkt dabei fast unwirklich, wie eine glitzernde Einladung, sich einfach hineinzustürzen und die Erfrischung zu genießen. Für die Aktiveren bietet der See weit mehr als nur Erholung.

Segelboote, Stand-Up-Paddleboards und Kajaks sind hier allgegenwärtig, und an sonnigen Tagen glitzert die Wasseroberfläche vor lauter Leben. Wer es sportlicher mag, nimmt sich ein Surfbrett oder wagt sich beim Wasserski in die Wellen. Und während man über das Wasser gleitet, sind die majestätischen Gipfel der Alpen nie weit – sie rahmen das Bild ein und verleihen dem Ort etwas Erhabenes. Rund um den See führt ein Radweg, der sowohl von sportlichen Radfahrern als auch gemütlichen Touristen geschätzt wird. Egal, ob man nur eine kurze Runde dreht oder die komplette Umrundung wagt – der Blick auf den See und die Berge bleibt ein ständiger Begleiter und macht jede Pause zu einem kleinen Highlight.

Nur vier Tipps aus nahezu unzählig vielen Möglichkeiten für Ihre persönliche Entdeckungsreise nach Annecy. Informationen gibt es ausführlich im Netz, in gedruckten Reiseführern bei Ihrem regionalen Buchhändler, oder fragen Sie uns.

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