Freunde fürs Leben #65

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Wenn ein Mitarbeiter nach 60 Jahren in den Ruhestand geht

25 Jahre, 30 Jahre, 40 Jahre – das sind beeindruckende Jubiläen, wenn es um die Treue zu einem Unternehmen geht. Aber 60 Jahre? Das ist außergewöhnlich. Werner Büchner hat diese unglaubliche Zeitspanne beim Möbelhaus Schulze in Rödental verbracht. Nun geht er in den Ruhestand. Doch eines bleibt: die enge Freundschaft zu seinem ältesten Freund und Chef, Wolfgang Schulze.

Eine Kindheit in Mönchröden

Die Geschichte dieser außergewöhnlichen Verbindung beginnt in den späten 1950er Jahren an der Volksschule Mönchröden. Wolfgang Schulze und Werner Büchner sitzen Seite an Seite in der Klasse. „Wir waren nicht nur Tischnachbarn, wir haben auch unsere Freizeit miteinander verbracht“, erinnert sich Büchner lächelnd. Statt Fußball zu spielen, zog es die beiden oft in die Polsterwerkstatt von Wolfgangs Vater. „Das war mindestens so spannend wie der Sportunterricht“, sagt Büchner und lacht: „Einmal haben wir den Sportunterricht sogar geschwänzt, um stattdessen Säcke zu nähen.“ Diese kleine Rebellion brachte ihnen zwar am nächsten Tag eine Strafarbeit ein, „aber das war uns egal“, erzählt Büchner schmunzelnd. Schon damals schnupperten die beiden Freunde ins Polsterhandwerk hinein – und verdienten sich nebenbei ihr Taschengeld.

Der gemeinsame Start ins Berufsleben

Es war fast selbstverständlich, dass Werner und Wolfgang nach dem letzten Schultag zusammen ihre Lehre bei der Firma Wilhelm Schulze Polstermöbel begannen. „Bis 11 Uhr waren wir noch in der Schule, nachmittags ging’s direkt weiter mit der Ausbildung“, erinnert sich Wolfgang. Drei Jahre lang arbeiteten die beiden Seite an Seite. „Mein Vater hat uns gleichbehandelt, das war nie ein Problem“, sagt Wolfgang. Die beiden teilten fast alles – sogar die Noten. „Beim Abschluss hatten wir beide viermal die Eins, genau wie in der Schule“, erzählt er stolz. 1973 legten sie gemeinsam die Meisterprüfung ab, natürlich mit denselben Bestnoten. „Wir sind aufgewachsen wie Brüder, haben gemeinsam gelacht und geweint“, sagt Wolfgang Schulze. Werner fügt hinzu: „Der Pfarrer hätte mich gern für die Kirche gewonnen, aber ich bin dann doch lieber zum Schulze.“

Gemeinsam durch dick und dünn

1973 stand die nächste große Herausforderung bevor: Der Umzug des Unternehmens von der Rothinestraße nach Oeslau, dem heutigen Standort. „Das war eine große Sache für meinen Vater, er war damals schon 60“, erinnert sich Wolfgang. Doch die Entscheidung, verstärkt in den Möbelhandel einzusteigen, zahlte sich aus. „Hätte es nicht funktioniert, hätten wir ja immer noch die Polsterei gehabt“, fügt er hinzu.
Während Werner anfangs noch in der Polsterei arbeitete, wechselte er später in den Verkauf, als dieser immer besser lief. Obwohl Wolfgang der Sohn des Chefs war, tat das der Freundschaft keinen Abbruch. Im Gegenteil: Die beiden Freunde erkundeten gemeinsam mit dem Vater in einem alten VW-Bus Europa, von Nordkap bis Afrika. „Wir haben im Bus geschlafen, daneben gegrillt – das waren unvergessliche Zeiten“, schwärmt Werner.

Stets an der Seite seines Freundes

Auch in schwierigen Zeiten hielt Werner seinem Freund die Treue. 1987 übernahm Wolfgang die Firma von seinem Vater, kurz darauf starben beide Eltern. „Wir haben dann gemeinsam überlegt, wie es weitergeht“, erzählt Wolfgang. Werner wurde zum Prokuristen ernannt, und die beiden entschlossen sich, nach vorne zu blicken. „Wir haben nochmal richtig Gas gegeben und investiert“, sagt Wolfgang. Im Oktober 1989 verdoppelten sie die Verkaufsfläche – und dann kam die Wende. „Das war eine verrückte Zeit. Wir haben sonntags geöffnet, ununterbrochen gearbeitet und abenteuerliche Touren nach Thüringen gemacht, um die Möbel auszuliefern“, erinnert sich Werner.

Ein Abschied und doch kein Ende

Nun, nach 60 Jahren, steht Werner Büchner vor dem Abschied. „Mit 67 hätte ich eigentlich in Rente gehen sollen, aber die Rentenberatung meinte, ich könne weitermachen, wenn ich wolle. Für mich war das keine Frage“, sagt er. Doch jetzt, mit 74, ist es Zeit, kürzerzutreten. Oder doch nicht? „Ich hoffe, er bleibt noch ein bisschen“, sagt Wolfgang Schulze. „Ein paar alte Stammkunden wird er sicher noch betreuen.“ Und Werner? Der blickt dankbar auf die gemeinsame Zeit zurück: „Er war mein Chef, aber vor allem immer mein Freund.“

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